Theaterprojekt gegen Vorurteile

In Luckau wollen deutsche und rumänische Jugendliche auf der Bühne Verständnis fördern

Zwölf Mädchen und Jungen aus dem rumänischen Alba Iulia sind in dieser Woche bei der Luckauer Theaterloge zu Gast. Gemeinsam mit den deutschen Jugendlichen proben sie an einem Theaterstück, das verbreitet vorhandene Vorurteile in den Mittelpunkt stellt. Es ist die Fortsetzung eines Projektes, das im Oktober vergangenen Jahres mit dem Besuch der deutschen Theatergruppe in Rumänien begann.

 Für ihr Theaterstück studierten die Jugendlichen aus Rumänien und Deutschland auch jeweils einen typischen Tanz ihrer Region ein. Razzek Yousif und Gina-Lara Meyer führten ihren Mitstreitern auf der Bühne die Schritt- und Bewegungsfolge des rumänischen Tanzes vor. Foto: bkh1


Für ihr Theaterstück studierten die Jugendlichen aus Rumänien und Deutschland auch jeweils einen typischen Tanz ihrer Region ein. Razzek Yousif und Gina-Lara Meyer führten ihren Mitstreitern auf der Bühne die Schritt- und Bewegungsfolge des rumänischen Tanzes vor.
Foto: bkh1

Eine grundlegende Erkenntnis haben die deutschen und rumänischen Schüler bereits während dieser ersten gemeinsamen Projektwoche gewonnen: „Wir sind uns in fast allem ähnlich, liegen einfach auf einer Wellenlänge“, bringt es Svenja Rosemann auf den Punkt. Andererseits kennen die jungen Leute die jeweiligen Vorurteile gegenüber der anderen Nation auch genau. Dass es in Rumänien Vampire gebe und dass Frauen dort auf dem Markt verkauft würden, zum Beispiel. „Mir gaben vorher viele den Rat, dass ich auf mein Zeug aufpassen soll, damit es nicht geklaut wird“, nennt Annika Sawallisch ein weiteres. In Rumänien wiederum sagten viele, dass die Deutschen nicht so freundlich seien. „Das ist aber nicht wahr“, sagt Teodora Bumbuc nach den ersten Tagen in Luckau. Zudem gebe es die Vorstellung, dass Deutsche sehr viel Bier trinken, ergänzt Razzek Yousif. „Es gibt aber nicht nur negative Vorstellungen über die Deutschen in Rumänien“, ergänzt er. Sie seien sehr pünktlich und deutsche Produkte hätten eine gute Qualität – auch das zähle dazu.

Mit den Mitteln des Theaters setzen die zwölf rumänischen Schüler der katholischen Schule in Alba Iulia und die 19 deutschen Mitglieder der Jugendgruppe „Chaos Connection“ der Luckauer Theaterloge diese Vorbehalte im Stück „Begegnungen“ um. Zum ersten Mal in Rumänien und jetzt auch in Luckau. „Wir haben auch einige neue Szenen neu geschrieben“, erzählt Annika Sawallisch.

 

Zu Freunden geworden

Unkompliziert konnten sie an das Vorhandene anknüpfen. Denn inzwischen sind die jungen Leute gute Freunde geworden. „Wir haben zwischendurch immer Kontakt gehalten, über facebook zum Beispiel“, so Annika Sawallisch. Razzek Yousif wird nach der Projektwoche noch ein Praktikum als Koch in Burg absolvieren. Sein Ziel ist es, nach dem Abitur eine Lehrstelle für diesen Beruf in Deutschland zu bekommen.

 

Während ihres Aufenthaltes lernen die rumänischen Gäste auch Luckau und die deutsche Lebensweise näher kennen. Einem Stadtrundgang mit ihren Gastgebern folgte ein gemeinsamer Grillabend. Sie waren bei Bürgermeister Gerald Lehmann zu Gast und verbrachten einen Vormittag im Bohnstedt-Gymnasium. „Unsere Schule ist viel kleiner, wir haben pro Jahrgang nur eine Klasse. Und in unserer zwölften Klasse sind nur neun Schüler“, nennt Mihai Drimbarean den augenfälligsten Unterschied. Einen Nachmittag verbrachten die rumänischen Gäste im Luckauer Schwimmbad, besuchten die F 60 bei Lichterfeld und die IBA-Terrassen in Großräschen. Heute schauen sie sich in Potsdam das Schloss Sanssouci an. Am Nachmittag führen sie ihr Theaterstück im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte in der Landeshauptstadt zum ersten Mal auf. Am morgigen Freitag ist es dann in Luckau zu sehen.

 

Reise in die Zukunft

 

Die Rahmenhandlung des Stücks spielt in der Zukunft. Vier Jugendliche gewinnen eine Zeitreise und begegnen dabei verschiedensten historischen Figuren und alltäglichen Situationen der Gegenwart in beiden Ländern. Dabei wird so manches bekannte Vorurteil mit humorvollem Augenzwinkern auf die Schippe genommen.

Zum Thema:
Die deutsch-rumänische Jugendbegegnung wird laut Luckauer Theaterleiterin Gabi Schönig über das EU-Programm Erasmus plus „Jugend in Aktion“, die Hartmut und Iris Schelchen-Stiftung sowie die Luckauer Freimaurerloge gefördert. Das Theaterstück fördert die brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung. Es wird am morgigen Freitag, 4. Juli, um 19.30 Uhr im Luckauer Capitol gezeigt.

Quelle: lr-online am 03.07.2014 / Birgit Keilbach / bkh1