Vielseitige Aufgaben, tolle Menschen, ein kreatives und soziales Umfeld
„Begegnungen“ – was Vorurteile auslösen
Karlsburger und Luckauer Schüler präsentierten Theater-Koproduktion
Eine gute Idee führte zwölf Jugendliche aus Karlsburg/Alba Iulia nach Deutschland. Sie wollten Theater spielen und fortsetzen, was sie vor einem Jahr in Rumänien begonnen hatten: Gemeinsam mit der „Chaos Connection – CC““, der Jugendgruppe der Theaterloge Luckau e.V., hatten sie sich ein Stück ausgedacht, das sie nun in Deutschland aufführen wollten. Sponsoren, wie die Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung, die EU mit ihrem Programm Erasmus+, die Schelchentiftung und die Freimaurerloge Luckau haben das alles finanziert.
Am 3. Juli d. J. gab es im Potsdamer Kutschstall die Premiere. 80 Gäste folgten den Jugendlichen auf eine Zeitreise. Vier Jugendliche aus der Zukunft erforschten Vergangenheit und Gegenwart im Land Brandenburg und in Siebenbürgen. Amüsiert folgten die Zuschauer dem kurzweiligen Geschehen.
Wer traf sich da nicht alles auf der Bühne: Der ungarische Fürst Andreas gab Einwanderern aus Deutschland Land in Siebenbürgen. Michael der Tapfere stieg von seinem hohen Ross in Karlsburg und suchte neue Recken, um letztendlich vor einer Frau zu fliehen. Dracula wiederum biss eine Jungfrau. Der fast schon ganz taube Beethoven traf den Rumänen Eminescu. Und Goethe stellte seinen Faust in einer Fünf-Minuten-Version dem rumänischen Bildhauer Brâncuși vor. Maria Theresia stritt sich mit Friedrich dem Großem. Raketenpionier Hermann Oberth traf die Flugzeugveteranen Lilienthal und Aurel Vlaicu. Die Zuschauer erlebten wie die „Nichtarier“ der Comedian Harmonists in Deutschland verboten wurden. Und letztendlich im Heute machten sich deutsche Firmenangestellte auf, Siebenbürgen zu erobern.
Kein Klischee wurde durch die Jugendliche ausgelassen und nicht hinterfragt. Mit viel Witz und dabei hohem Einfühlungsvermögen hielten sich die Jugendlichen selbst einen Spiegel vors Gesicht. Ihr Spaß am Spiel steckte alle im Zuschauerraum an.
Versprochen hatte die mit der Organisation befasste Partnerschaftsbeauftragte des Landes Brandenburg für die Region Centru / Siebenbürgen einen leidenschaftlichen Appell an Toleranz, gegen Ausländerfeindlichkeit und für ein Miteinander in einem geeinten Europa der Menschen und der Menschlichkeit. Eine fachkundige Zuschauerin sagte danach: „Einmal mehr konnte man sehen, wie Kunst und Kultur verbinden. Es war unterhaltsam, kurzweilig, ungemein phantasievoll und die Begeisterung, mit der die jungen Leute am Werk waren, hat sich total übertragen. Wer so zusammen spielt, wird sich nie, nie hassen.“
Nicht enden wollender Applaus und viele Gespräche von Akteuren und Zuschauer zeigten, dass der Abend gelungen war. Es wurde die Hoffnung geäußert, dass das Projekt eine Fortsetzung findet und einen noch breiteren Kreis von Rezipienten erfassen kann. Eine ehemalige Schuldirektorin sagte: „Die jungen Leute haben ein tolles Engagement und Leistungen gezeigt, und auch wie das Theaterspielen verbindet und Vorurteile abbaut. Der Funke ist ja auch auf die Besucher übergesprungen. So muß es sein.“
Quelle: Hermannstädter Zeitung Nr. 2388 / 11. Juli 2014 / Klaus-Peter KRÜGER