Frauen, Männer und die vielen Unterschiede

Wie viele und welche Gedanken machen sich Frauen eigentlich über ihre Rolle in der Gesellschaft? Die ambitionierte Moderatorin Barbara Ludwig bereitet eine Talkshow zu dem Thema vor. Doch schon das Casting gestaltet sich schwierig und endet im Desaster.

Moderatorin Barbara Ludwig (Annika Sawallisch) verfolgt, was Wissenschaftlerin Dr. Larissa Stein (Julia Druschke) hervorholt. Foto: B. Keilbach/bkh1


Moderatorin Barbara Ludwig (Annika Sawallisch) verfolgt, was Wissenschaftlerin Dr. Larissa Stein (Julia Druschke) hervorholt.
Foto: B. Keilbach/bkh1

Das war am Freitagabend in der Kleinkunstbühne des Luckauer Laienspieltheaters zu erleben.

Immerzu stört Kollege Ben mit seinen provozierenden Kommentaren die angestrengt-eifrige Barbara. Ben favorisiert You-Tube-Star „Stacy-Cat“ (Anja Brümmer), die mit ihren Beauty-Videos ein Millionenpublikum erreicht, sogar pinkfarbene Kettensägen verkauft und die Antwort auf die Frage nach dem Paritätsgesetz intuitiv im Friseurgeschäft ansiedelt. Doch Barbara will eine seröse Talkshow und lässt Hausfrau und Supermutter Marianne Seidler auftreten. Deren erhobener Zeigefinger zum Thema Manieren reizt Ben nur noch zu mehr Widerspruch. Der zeigt sich dann auch im eingeblendeten Video, das ganz typisch zeigt, wie sich Frau bis zur letzten Minute stylt und Mann das mit Gleichmut erträgt. Ein Fehlgriff ist dann auch die Wissenschaftlerin, dargestellt von Julia Druschke, die in ihrem eigenen Mikrokosmos lebt und sich für das ganze Thema überhaupt nicht interessiert. Allerdings darf sie mit viel Situationskomik eine große Kiste auspacken und ihre Versuchsanordnung aufbauen, witzig inszeniert mit Legosteinen. Da verspricht der Quotenmann und Buchautor Thomas Müller (Martin Klimmek) schon mehr. Schließlich hat er ein Buch geschrieben: „Warum Männer nicht bügeln und Frauen gerne einkaufen“. Doch im Gespräch bleibt er blass und erklärt alles verkopft aus dem Unterschied der Geschlechter heraus. Da hat auch Ben nicht wirklich etwas zu kommentieren. Ganz anders bei Kulturkritikerin Emma Weiß (Saskia Rönspieß). Dass Barbara die Frauenrechtlerin anhimmelt, ist ein Punkt, an dem sich Tony mit seinen spitzzüngigen Kommentaren lustvoll reibt. Das überzeugt die radikale Feministin einmal mehr, das Matriarchat einzuführen und Männer aus allen wichtigen Positionen zu entfernen. Barbara sieht alle Felle davonschwimmen und wird am Ende handgreiflich gegenüber ihrem Kollegen. Dann hat auch Assistent Steven Knoblich – der das Stück mit witziger Pantomime auflockert – wieder Freude an seinem Job. Er hält das „Applaus“-Plakat hoch und fordert die Zuschauer begeistert dazu auf. Notwendig ist das nicht, denn die fast ausnahmslos weiblichen Zuschauer klatschen anhaltend und holen sich noch eine musikalische Zugabe ein. Die gibt Hardy Schulze, am Klavier als Antonio in Frauenkleider gehüllt, gern. Den Lucilectric-Hit „Weil ich ein Mädchen bin“, wünschen sich die Zuschauerinnen noch einmal und singen mit.

Christel Schönwälder war mit einer Gruppe von Seniorinnen aus Radensdorf und Lübben zum ersten Mal in der Kleinkunstbühne zu Gast. „Ich bin sehr beeindruckt von der Leistung der Akteure, sie haben das ganz toll gemacht. So wie sie es dargestellt haben, ist es ja oft“, sagte die Lübbenerin. Ihr gefiel, wie die einzelnen Typen auf den Punkt gebracht wurden. Die Kleinkunstbühne habe eine gemütliche Atmosphäre und auch organisatorisch stimme alles, stellte Anita Laurisch aus Radensdorf fest. „Tischreservierung, Getränke während der Vorstellung und ein Imbiss in der Pause, das gefällt uns.“ „Wir kommen wieder“, ergänzte Ingrid Jurran.

Für die Luckauerin Martina Bollack ist es interessant, zu erleben was der Sohn mit den anderen Akteuren der Theaterloge auf die Beine stellt: „Ich bin immer wieder begeistert, wie gut sich die jungen Menschen in die verschiedenen Charaktere hineinversetzen können.“


Quelle: lr-online.de vom 09. April 2017