Aristokratisch und ausgelassen

Theaterloge Luckau führt englische Komödie auf zwei Bühnen auf, und das Publikum ist begeistert.
Von Birgit Keilbach

 Spielort Garten: Giles kommt aus dem Haus und ist entsetzt, als er seinen Freund und Nachbarn Teddy mit dem Filmstar Lucille im Zelt entdeckt.  FOTO: Birgit Keilbach


Spielort Garten: Giles kommt aus dem Haus und ist entsetzt, als er seinen Freund und Nachbarn Teddy mit dem Filmstar Lucille im Zelt entdeckt.
FOTO: Birgit Keilbach

Sehr viel Bewegung hat am Freitag- und Samstagabend im Flur der Luckauer Theaterloge geherrscht. Hin und her hasteten die Akteure, denn sie führten eine Komödie auf, die auf zwei Bühnen spielte. „Haus und Garten – Die Misere des Teddy Platt“ erlebten die Zuschauer zum Einen in der Kleinkunstbühne. Ein anderes Publikum hatte im Hof Platz genommen und verfolgte den im Garten angesiedelten Teil der Geschichte.

Anders als gewohnt spielte das Geschehen in der Kleinkunstbühne diesmal an der Stirnseite vor den Fenstern. Dort waren die Kulissen klassisch englisch angeordnet, mit Tisch und Sitzgelegenheiten und natürlich einer Ahnengalerie der ehrwürdigen Familie Platt. Teddy ist der Jüngste der alten Druckereidynastie und steckt mitten in einer Krise. Mit knapp 40 fragt er sich nach dem Erreichten und strebt einen Posten im Parlament an. Doch dann fliegt seine Liebschaft mit der Frau des besten Freundes auf. Und die kuriosen Verwirrungen des Tages nehmen ihren Lauf. Hat ihn zunächst nur seine Frau Trish wie Luft behandelt, ignorieren ihn schließlich auch seine Tochter und sein bester Freund.

Herrlich, wie es den Darstellern gelingt, den ambitionierten Platt nicht nur seinem alten Schulfreund gegenüber dumm dastehen zu lassen. Auch als plötzlich alle mit der französischen Schauspielerin Lucille in ihrer Sprache sprechen und nur er nichts versteht, ebenso köstlich. Während drin das Drama mit feinem englischen Humor seinen Lauf nimmt, tobt im Hof die Partystimmung. Hier findet die jährliche Gartenparty statt, dazwischen turnt Teddys Geliebte nach dessen Abschied verwirrt im Gebüsch umher und bringt ihren Ehemann fast zum Verzweifeln.

Die Schauspielerin entpuppt sich als vom Leben enttäuschte Alkoholikerin, lockt den haltlosen Teddy ins Zelt, das einstürzt und die zwei unter sich begräbt. Für die Zuschauer draußen eine amüsant-turbulente Geschichte, ganz anders als die im Haus.

Der große Beifall vor beiden Bühnen kündet davon, dass es dem jungen Team der Theaterloge gelungen ist, ihre Zuschauer zu begeistern. Eine ganz besondere Herausforderung sei dieses von Alan Ayckbourn verfasste Stück gewesen, erläutern Theaterleiterin Gabi Schönig und Hauptdarsteller Paul Wagner dem jeweiligen Publikum. „Ich habe es vor 13 Jahren als Aufführung des Hans-Otto-Theaters in Potsdam gesehen und die Idee mit den zwei Spielorten hat mir sehr gefallen“, sagte Gabi Schönig. Obwohl jede Geschichte eine abgeschlossene Handlung habe, erschließe sich das Ganze erst nach dem Anschauen beider Teile.

Die überwiegend jungen Hobbyschauspieler nutzten die Schul- und Semesterferien, um es einzustudieren. „Wir haben ein Vierteljahr geprobt. Es war schwierig, das parallel so zu spielen, dass jeder pünktlich auf der jeweiligen Bühne erscheint. Diesmal konnten wir auch nicht impovisieren, sonden mussten uns an den Text halten, weil sonst das Timing nicht gestimmt hätte“, erzählt Luise Brüschke, die den Sohn von Teddys bestem Freund Giles spielte. 90 Seiten Text habe er diesmal lernen müssen, „und als Teddy habe ich auch keine Pausen zwischendurch, das war für mich neu“, sagte Hauptdarsteller Paul Wagner. Weil einige aus der Jugendgruppe demnächst zum Studium gehen, „wollten wir dieses besondere Stück unbedingt noch zusammen spielen“, ergänzte er.

Unter den Zuschauern der Premiere waren auch viele Eltern der jugendlichen Akteure. Sabine Seehaus erlebte ihre Tochter Rica auf der Bühne im Hof. „Ich fand das richtig spannend, weil wir ganz nah dran waren.“ „Es ist so, als wäre man als Gast bei der Gartenparty dabei, man sitzt mittendrin im Geschehen, das ist sehr schön“, sagte Mario Seehaus und ergänzte: „Der Gärtner war der Hammer: Wenig Text aber viel Gestik und Mimik.“

Total überrascht davon, wie schön sich im Hof unter dem Himmel Theater erleben lässt, war Claudia Brüschke. „Es war eine super Leistung des ganzen Teams. Beeindruckend, wie alle die französischen Texte gesprochen haben, obwohl ja nicht jeder diese Sprache in der Schule gelernt hat. Und die Freude am Spiel ist für uns Zuschauer deutlich rübergekommen“, resümierte die Luckauerin.


Quelle: lr-online.de vom 19. August 2018